Korruptionsskandale sind zumindest gefühlt fast täglich in den Medien zu finden und es scheinen immer mehr zu werden, in allen Bereichen, unter etablierten wie neuen Spielern am Markt. Hinzu kommen Kartelle, Manipulationen und andere Betrügereien. Jetzt ist es schwer zu sagen, ob dieser Eindruck dadurch entsteht, dass die Zahl der Taten steigt, oder weil die Aufmerksamkeit von Medien und Behörden und die Compliance-Organisationen der Unternehmen dafür sorgen, dass mehr Fälle ans Licht kommen.
Aber Fakt scheint zu sein, dass kaum ein Compliance Officer mehr davon ausgeht, in der Branche seines Arbeitgebers gebe es kein Korruptionsrisiko. Das zeigt eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung AlixPartners, für die zwischen Oktober 2015 und Februar 2016 Corporate Counsel und Compliance Officer befragt wurden, die 20 Branchen in acht Ländern repräsentieren. Im EMEA-Bereich waren dabei unter andrem Großbritannien, Deutschland, Italien, Frankreich und Spanien vertreten.
Im Detail sehen 90 Prozent der befragten Unternehmen ihre Branche einem Korruptionsrisiko ausgesetzt. Mehr als jedes Vierte (28 Prozent) hält das Risiko sogar für signifikant. So ist es auch nicht verwunderlich, dass ein Drittel der Unternehmen (32 Prozent) bereits Geschäftsbeziehungen zu Partnern und Dritten abgebrochen hat, weil ein Korruptionsverdacht im Raum stand. 36 Prozent haben aus dem gleichen Grund Unternehmensakquisitionen verschoben oder ganz verworfen. Zudem glauben 23 Prozent der Befragten, dass ihnen schon einmal ein Geschäft durch die Lappen gegangen ist, weil ein Mitbewerber unrechtmäßige Zahlungen an die Regierung geleistet hat.
Die Studie zeigt aber auch, dass die Unternehmen selbst gegensteuern und mittlerweile großen Wert auf die Einführung von Compliance-Programmen legen. So gibt es in 75 Prozent der befragten Unternehmen ein dezidiertes Antikorruptions-Programm. 25 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Unternehmen in den letzten fünf Jahren ein solches Programm eingeführt hat und in 67 Prozent der Unternehmen wurden die entsprechenden Richtlinien im vergangenen Jahr überprüft. In über der Hälfte der Unternehmen gab es in den letzten zwölf Monaten vor dem Befragungszeitpunkt ein externes Compliance Audit.