Dass das auch anders geht, kann man am Code of Conduct von Axel Springer bewundern. Alexander Schröder, Chief Risk & Compliance Officer von Axel Springer, erzählt, wie dieser entstanden ist.
Herr Schröder, warum haben Sie sich bei Ihrem Code of Conduct gegen die gute alte „Bleiwüste“ entschieden?
Jeder Code of Conduct ist ein grundlegendes Dokument, auf das eine Compliance-Organisation aufbaut und das jeder im Unternehmen kennen sollte. Wir wollten unseren Verhaltenskodex daher so ansprechend wie möglich gestalten, damit ihn jeder gerne in die Hand nimmt. Da zu unseren Unternehmenswerten auch die Kreativität zählt, wollten wir uns als Compliance-Organisation selbst auch nach diesem Wert richten. Natürlich haben die Mitarbeiter von Axel Springer gerade über die grafische Gestaltung viel diskutiert. Genau das wollten wir erreichen – dass man über Compliance und den Code of Conduct spricht.
Der Code of Conduct orientiert sich im Layout an unseren Geschäftsberichten und ist Teil der Corporate Identity. Deshalb haben wir ihn in den Grundfarben von Axel Springer gedruckt – Weiß, Rot, Blau und Grün. Damit man das Gefühl hat, etwas Wertiges in der Hand zu halten, haben wir einen schweren Einband gewählt. Auch das Format war ein Thema: Hier haben wir uns überlegt, ob wir ein klassisches DIN-A5- oder DIN-A4-Format wählen. Wir haben uns aber bewusst für das quadratische Format entschieden. Denn das Endprodukt sollte „clean“ und nicht überladen gestaltet sein, weil es damit leicht vermittelbar und eingängig ist.
Was denken Sie, macht einen guten Verhaltenskodex aus?
Zum Beispiel der Einstieg. Unser Code of Conduct fängt in Ziffer 1 nicht zufällig mit der Pressefreiheit an. Das ist die Grundlage unseres Handelns. Journalismus ist die DNA des Hauses. Wir haben das als Einstieg gewählt, um dies zu verdeutlichen.
Im Vorwort haben wir zunächst den Zweck unseres Code of Conduct erklärt: dass er eine verlässliche Orientierung für das tägliche Handeln geben soll, dass er unsere bestehenden Unternehmensgrundsätze, Werte sowie unsere Richtlinien und Leitlinien zusammenfasst. Damit signalisieren wir, dass der Code of Conduct nichts Aufgesetztes oder Neugeschriebenes ist. Wir haben lediglich das, was im Hause bereits als Kultur vorhanden ist, in einen Rahmen gebracht. Das ist ein wichtiger Anker.
Wie kamen Sie darauf, Ihren Verhaltenskodex mit einer Compliance-Landkarte zu bebildern?
Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir am eingängigsten verdeutlichen, dass der Code of Conduct Orientierung bieten soll. Und wir wollten das Dokument ansprechend gestalten. Dazu haben wir uns mit einer Kreativagentur aus dem Berliner Umland zusammengesetzt. Im Dialog kamen wir darauf, den Code of Conduct mit einer Landkarte zu kombinieren. Es entstand eine große Compliance-Landkarte, die immer wieder in Ausschnitten auf fast jeder Seite auftaucht. Und jedes Mal, wenn wir Compliance-Themen kommunizieren, nehmen wir Elemente aus der Karte als Wiedererkennungswert auf – ob das zum Beispiel eine Compliance-Schulung, eine neue Richtlinie oder unser Hinweisgeber-System ist.
Der Code of Conduct soll Neugier wecken. Nicht nur grafisch. Auch Begriffe, die man nutzt, wenn man über Compliance spricht, sind in der Landkarte verpackt. Das Besondere an unserem Code of Conduct ist, dass am Ende ein Glossar aufgenommen wurde, in dem alle Compliance-relevanten Begriffe definiert werden. Unser Anspruch ist, dass unser Code of Conduct sogar von einem unbeteiligten Dritten verstanden werden kann. Denn ein Verhaltenskodex richtet sich an alle Mitarbeiter, Lieferanten, Geschäftspartner u.v.m. Im Glossar wird unter anderem erklärt, was eine Nebentätigkeit ausmacht, was Spenden, insiderbezogene Informationen oder personenbezogene Daten sind und vieles mehr.
Das passt auch zu unserem generellen Ansatz, dass wir im Bereich Compliance in erster Linie lösungsorientiert tätig sein wollen.
In den meisten Verhaltenskodizes stehen die Namen der Compliance Officer gar nicht drin. Sie haben Ihren aber sehr persönlich gestaltet, nicht nur mit Namen.
Wir wollten die Compliance-Organisation für unsere Mitarbeiter so transparent wie möglich gestalten. Daher haben wir nicht nur den Namen des Compliance Managers in den Code of Conduct aufgenommen, sondern es finden alle Personen Erwähnung, die zur Compliance-Organisation dazu gehören, z.B. die Mitglieder des Compliance Committees.
Ihr Code of Conduct zeigt, dass man durchaus Compliance-Themen ansprechend gestalten kann, man muss sich nur ein wenig Gedanken machen, was zum eigenen Unternehmen passt…
… und übrigens auch nicht viel Geld in die Hand nehmen. Das Design haben wir mit unserer Unternehmenskommunikation abgesprochen, die grafische Darstellung mit der Kreativagentur gemacht. Wenn einem das Thema wichtig ist – und Kommunikation sollte wichtig sein – dann kann man das genauso in jedem anderen Unternehmen umsetzen. Die Kommunikation zur Einführung des neuen Code of Conduct lief damals über sechs Wochen.
Grafiken: Axel Springer SE