Compliance-Trends 2015

Compliance-Kommunikation

In Deutschland hat der Begriff Compliance noch eine junge Geschichte. Seit dem Siemens-Schmiergeldskandal ist das Thema auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Die Bedeutung von Compliance ist seitdem massiv gestiegen. Für zahlreiche Branchen wird es auch in Zukunft weiter zunehmen. FleishmanHillard Berater Daniel Konrad wirft einen Blick auf die Trends und Tendenzen der Compliance-Kommunikation im Jahr 2015.

Mit einer Zunahme der Regeln steigt auch die Bedeutung von Compliance-Kommunikation

FATCA, Sarbanes Oxley Act, MaComp und MaRisk – diese Vorschriften für Compliance sind in den letzten Jahren entstanden. Und der Regulierungsdruck durch die Behörden steigt weiter. Bereits heute erlebt die Finanzindustrie einen “Fluch der Compliance”. Dr. Manfred Gentz, Vorsitzender der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex, konstatiert in einem Interview mit „Compliance“, dass viele Unternehmen bei Compliance-Fragen das vernünftige Maß verloren haben. Bei zunehmender Regulierung wird die richtige Vermittlung umso wichtiger. Hier kommt Compliance-Kommunikation eine besondere Rolle zu. Stärker als bloße Regelbefolgung ist Compliance eine Frage einer werteorientierten Unternehmenskultur.

Die richtige Positionierung des Chief Compliance Officers steigert die Akzeptanz von Compliance

Was für die Unternehmensspitze gilt, stimmt auch für den Chief Compliance Officer (CCO). Wie der CEO muss auch der CCO das Vertrauen aller Mitarbeiter genießen. Die Mitarbeiter sollten den CCO in seiner eigentlichen Rolle sehen: Business Enabler statt Watch Dog. Neben der offenen Tür sollte er auch konsequent auf die eigenen Mitarbeiter zugehen und sich vorstellen: Tour durch die Standorte, Townhall Meetings und CCO-Breakfasts mit Mitarbeitern in Kleingruppen. Ziel: Compliance lebendig werden lassen.

Mittelständler werden durch Compliance und Regulierung herausgefordert

Compliance ist nicht nur ein Thema für Großkonzerne, sondern betrifft in zunehmendem Maße auch den Mittelstand. Dafür sind aktuell vor allem drei wichtige Entwicklungen verantwortlich. Private-Equity Investoren drängen in vielen mittelständischen Unternehmen auf eine konkrete Implementierung von Compliance-Regelungen. Großkonzerne machen Compliance-Programme zu einem entscheidenden Kriterium für die Zusammenarbeit mit ihren Zulieferern. Pläne der Politik zur Einführung eines Verbandsstrafrechts sehen beispielsweise Strafreduktion bei erfolgreichen Compliance-Strukturen vor. Gerade bei Mittelständlern, wo häufig das Geld für teure Schulungsprogramme fehlt, kommt Compliance-Kommunikation eine zentrale Rolle zu.

Stakeholder fordern von Unternehmen Transparenz bei ihren Lieferketten

Egal ob Kartellstrafen oder Fälle von Korruption – Unternehmen drohen nach Compliance-Verstößen immense Reputationsschäden. Produktionsstätten, Zulieferer und ihre Arbeitsbedingungen werden von Kunden und Medien thematisiert. Die Textilindustrie bekommt kritische Fragen und Vorwürfe von Kunden und Medien zu ihren Lieferketten. Vor Weihnachten thematisierte ein Artikel in der „Zeit“ die Arbeitsbedingungen beim Süßwarenkonzern Ferrero. Das Unternehmen kauft 20 Prozent der weltweiten Haselnuss-Ernte auf. Große Bestände davon, so der Vorwurf, stammten aus Kinderarbeit in der Türkei. Entsprechend sollten Konzerne auch die Kommunikation bei Compliance-Verstößen entlang ihrer Lieferketten aktiv steuern, um Reputationsschäden entgegenzuwirken.

Corporate Social Responsibilty (CSR) muss Compliance-Kommunikation einschließen

Die Hauptaufgabe von Compliance ist die Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität. Eine weitere Dimension ist, Compliance-Kommunikation als wichtigen Bestandteil der unternehmerischen CSR-Strategie anzusehen. Konzerne wie RWE, Deutsche Bahn, und die Deutsche Telekom machen es vor – wahlweise in Form eines eigenständigen Compliance-Berichts oder als Teil einer erweiterten Geschäfts- oder Nachhaltigkeitsberichterstattung. Ziel ist es, Stakeholder wie beispielsweise Investoren, potentielle Mitarbeiter und Politiker über die eigenen Fortschritte beim Thema Compliance zu informieren. Ein funktionierendes CMS reduziert nicht nur das Risiko für Wirtschaftskriminalität – es steigert auch die Reputation des Unternehmens. Auch beim Trend zum Thema Nachhaltigkeit gilt: Auf die Vermittlung kommt es an.

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