Mehr als 2.000 Compliance Manager hat Walmart und will noch mehr einstellen. Ist das angemessen oder doch zu viel? Walmart hat 11.000 Läden in 27 Ländern, 2,2 Millionen Mitarbeiter und erzielte 2013 bei einem Umsatz von 476 Milliarden US-Dollar einen Gewinn von 16 Milliarden US-Dollar. Jedenfalls zeigt die rege Compliance-Aktivität, dass der Schmiergeldskandal bei dem Tochterunternehmen in Mexiko Walmart ordentlich Schreck eingejagt hat. FCPA-Ermittlungen haben nun mal diese Wirkung. 2011 wurde bekannt, dass Walmart insgesamt 24 Millionen US-Dollar an Schmiergeldern an verschiedene mexikanische Lokalpolitiker gezahlt hat, um schnell an Baugenehmigungen für den Ausbau seines Geschäftsnetzes zu gelangen.
Wer nicht stillhält, muss gehen
Das Unternehmen hat das angeblich bereits 2005 gewusst. Maritza Munich, damals Compliance Officer von Walmart, soll schon früh auf interne Ermittlungen und Bestrafung der Verantwortlichen gedrängt haben, musste aber das Unternehmen letztendlich verlassen. Erst als 2011 Journalisten der New York Times über die Schmiergeldaffäre in Mexiko einen investigativen Artikel planten, blieb dem Unternehmen keine andere Wahl, als sich an die Justizbehörden und die SEC zu wenden und bei den „Ermittlungen zu kooperieren“.
Noch ist kein Urteil gesprochen. Im Geschäftsbericht von Walmart für 2013 ist nachzulesen, dass das Unternehmen bisher für die FCPA-Ermittlungen sowie sein globales Compliance-Programm insgesamt 439 Millionen US-Dollar ausgegeben hat (282 Millionen für Ermittlungen und 157 Millionen für Compliance-Organisation). Wie im 1. Quartalsbericht 2014 nachzulesen ist, erwartet Walmart für 2014 in diesem Zusammenhang noch weitere Kosten in Höhe von 440 Millionen US-Dollar.
Das Compliance-Labor
In der ersten Jahreshälfte 2014 veröffentlichte das Unternehmen „Walmart’s Global Compliance Programm. Report on Fiscal Year 2014“, in dem es mehr oder weniger ausführlich darüber berichtet, welche Compliance-Reformen es bisher auf die Beine gestellt hat und was in naher Zukunft passieren soll. Es ist ein Plan für mehrere Jahre. Walmart äußert darin unumwunden seinen Anspruch, ein „World-Class Compliance Program“ aufzubauen. Tatsächlich ließ diese Veröffentlichung die US-Compliance-Gemeinde nicht kalt. Im US-amerikanischen FCPA-Blog wurde Walmart gar als “now the world‘s living laboratory for compliance“ bezeichnet. Warum? Compliance-Strukturen, die hierarchisch aufgebaut sind mit Berichtslinie Global CCO an den Vorstand, gibt es nicht so selten. Außer vielleicht, dass die Rechtsabteilung von der Compliance getrennt wurde.
Eine der Besonderheiten sind die Experten-Teams. Dazu wurden zwei bereichsübergreifende Konstruktionen aufgebaut: Erstens, die sogenannten „Continous Improvement Teams“, die Monitoring für die Geschäfte in den internationalen Märkten durchführen, dem Geschäft dabei helfen, in Übereinstimmung mit den lokalen Gesetzen und Regulierungen zu arbeiten sowie auf diese Geschäfte die bewährten Compliance-Praktiken aus dem US-Markt übertragen.
Und zweitens, Walmart hat für sich 14 Schwerpunktthemen identifiziert, die sog. „Global Compliance Subject Matters Areas“ (siehe Grafik). Das Team, das diese Schwerpunktthemen betreut, ist wiederum zweigeteilt in 14 Global Subject Matter Leaders (SMLs) sowie Subject Matter Experts (SMEs). Die Letzteren sollen nach Aussage von Jay Jorgensen, dem Global Chief Compliance Officer von Walmart, alle eine PhD-Level-Expertise haben. Die Aufgabe der beiden Teams ist es, themengeleitet die Probleme zu lösen, für die Identifizierung und Koordination von Standards und Prozessen sowie Trainings und Monitoring zu sorgen und Best Practices zu verbreiten.
In jedem seiner internationalen Märkte hat Walmart Compliance and Ethics Committees, in denen sich der jeweilige CEO mit den Compliance-Führungskräften trifft und über die Fortschritte in Compliance in den jeweiligen lokalen Märkten diskutiert. Es gibt ausgearbeitete Jahrespläne für Schulungen, die eng an Technologien gekoppelt sind, die die Effektivität der Schulungen messen sowie ihre Evaluierung nachverfolgen. Darüber hinaus gibt es weitere neue Technologien für die Bereiche Third Party Screening, Lizenzen und Konzessionen, Finanzkontrollen oder Compliance Monitoring.
Dass Walmart es mit Compliance ernst meint, will es auch dadurch zeigen, dass die Führungskräfte am Ende des Jahres nachweisen müssen, dass sie aktiv den Fortschritt der gesetzten Compliance-Ziele unterstützten. Können sie das nicht, müssen sie Einschnitte in ihren Boni hinnehmen. Auch wenn der FCPA das so nicht regelt, darf man dennoch gespannt sein, ob diese gigantische Compliance-Bemühungen Walmart beim Strafmaß vielleicht doch helfen.