Deutschlands Gründerszene – Zwischen Chance, Herausforderung und Regulatorik

Titelthema Zukunft

I. Überblick über die aktuelle StartUp-Landschaft in Deutschland – Branchen und Geschäftsmodelle

In der dynamischen Landschaft der deutschen Wirtschaft zeichnet sich eine bemerkenswerte Entwicklung ab, die das Fundament des wirtschaftlichen Fortschritts und der technologischen Innovation prägt: Die Gründung innovativer Startups. Denn sie spielen eine besondere Rolle in Bezug auf die Förderung von Digitalisierung und Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland.

Besonders auffällig ist dabei die Dominanz der Informations- und Kommunikationstechnologie, die mit 31,9 % den größten Anteil der Startup-Landschaft ausmacht. Dies unterstreicht die zentrale Bedeutung digitaler Kompetenzen in der modernen Wirtschaft. Eng gefolgt wird dieser Sektor vom Gesundheitsbereich, der sich als zweitgrößte Gruppe etabliert hat. Besondere Aufmerksamkeit verdient darüber hinaus der wachsende Einfluss von Startups in den Sektoren Mobilität und Logistik sowie Energie, die entscheidend zu den aktuellen Transformationsprozessen in diesen Branchen beitragen.

Die digitale Transformation ist dabei nicht nur ein Schlagwort, sondern eine gelebte Realität. Etwa zwei Drittel der Startups setzen auf digitale Geschäftsmodelle, wobei Software-as-a-Service (SaaS) mit 33,4 % den Löwenanteil einnimmt, so die neusten Erkenntnisse aus der aktuellen Studie des Deutsche Startup Monitors 2023. Diese Entwicklung bekräftigt die strategische Bedeutung Deutschlands als Standort für Technologieentwicklung und -produktion, wo mehr als jedes fünfte Startup tätig ist. Dieses Engagement ist von zentraler Bedeutung für den Technologietransfer aus der Wissenschaft in die wirtschaftliche Anwendung.

Trotz der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen bleibt die Startup-Szene ein bedeutender Jobmotor. Die Mehrheit der Startups konnte im letzten Jahr weiterhin neue Mitarbeiter einstellen. Diese Fähigkeit, Arbeitsplätze zu schaffen und zu erhalten, bildet einen Kontrapunkt zu den sonst eher düsteren Nachrichten aus der Wirtschaft. Die Zahlen variieren jedoch regional, mit Berlin als einem investitionsintensiven, aber auch stärker betroffenen Ökosystem und München, das eine positivere Entwicklung zeigt. Einfluss nehmen in Städten wie Berlin dabei insbesondere die Möglichkeit zum Netzwerken in der Startup-Welt. Hier leistet der Austausch unter Gründer:innen einen erheblichen Beitrag zum Erfolg (in Berlin durchschnittlich 12,2 Gründerkontakte) und in München (durchschnittlich 10,8 Gründerkontakte).

Auch die Frage der Finanzierung ist zentraler Bestandteil vor der Gründung. Trotz eines Rückgangs bei größeren Finanzierungsrunden bleibt die Startup-Finanzierung hierzulande insgesamt stabil. Mehr als die Hälfte der Startups hat bisher externes Kapital erhalten, wobei kleinere Summen unter 500.000 € vorherrschen. Dieses Bild zeugt von einer soliden Basis, auf der viele Startups aufbauen können.

II. Kapitalbedarf und Erwartungsanpassung

Der Kapitalbedarf der Startups bleibt ebenfalls stabil, mit einer großen Mehrheit, die plant, im nächsten Jahr externes Kapital aufzunehmen. Interessanterweise passt sich auch die Erwartungshaltung der Gründer:innen an die sich verändernden Marktbedingungen an, insbesondere im Bereich des Wagniskapitals.

III. Herausforderungen und Chancen beim Gründen eines Startups.

In und vor der Gründungsphase liegen Herausforderungen für Gründer: innen die sowohl die Fähigkeiten zur Resilienz als auch ihre Innovationskraft definieren. Diese Herausforderungen sind vielfältig und reichen von der Rekrutierung qualifizierter Fachkräfte bis hin zur Entwicklung effektiver Marketingstrategien. Jede dieser Hürden erfordert eine individuelle und oft kreative Lösung, die das Potenzial eines Unternehmens entfalten kann.

Fachkräftemangel

Auch wenn Startups weiterhin ein bedeutender Jobmotor sind, sind auch sie mit dem Fachkräftemangel hierzulande konfrontiert. Immer mehr Gründer: innen erkennen, dass das Finden geeigneten Personals ab einem bestimmten Zeitpunkt eine zunehmend schwierige Aufgabe darstellt. Diese Situation führt zu einer intensiveren Konkurrenz um talentierte Arbeitskräfte und erfordert innovative Ansätze in der Personalbeschaffung und -bindung. Die Forderung nach attraktiveren Regelungen für Mitarbeiterbeteiligungen unterstreicht die Notwendigkeit, neue Wege zu finden, um Talente anzuziehen und langfristig zu halten.

Geschäftsplanung und Digitalisierung

Die Grundlage eines jeden erfolgreichen Unternehmens ist eine solide Geschäftsplanung. Hierbei ist es entscheidend, sich nicht nur auf eine innovative Idee zu stützen, sondern auch Trends und Marktlücken zu analysieren. Die Planung muss die Dynamik der Digitalisierung berücksichtigen. Traditionelle Geschäftsmodelle, die sich nicht anpassen, laufen Gefahr, obsolet zu werden. Eine erfolgreiche Gründung erfordert daher nicht nur ein Verständnis für aktuelle Geschäftstrends, sondern auch die Fähigkeit, diese Trends in praktikable Geschäftsmodelle umzusetzen.

Standort- und Strukturplanung

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Standort- und Strukturplanung. Die Wahl des Geschäftssitzes sowie die Planung von Produktionsstätten, Lager oder Büroflächen sind entscheidende Faktoren, die sowohl die operative Effizienz als auch die Kostenstruktur eines Unternehmens beeinflussen. Für Solo-Selbstständige kann der Start im Homeoffice eine kosteneffiziente Lösung sein, während größere Unternehmen sorgfältig über ihre Standortstrategie nachdenken müssen.

IV. Die Bedeutung von Compliance für Startups

Während bei der Gründung der Fokus auf Wachstum und Innovation gelegt wird, rückt die Einhaltung von Compliance-Richtlinien in den Hintergrund. Doch die Vernachlässigung von Compliance kann gerade für Startups verheerende Konsequenzen haben. Gerade wenn es um die Vielzahl der gesetzlichen Anforderungen, etwa im Arbeits-, Steuer- oder Datenschutzrecht geht. Die Herausforderung liegt dabei in der Komplexität und Dynamik der Rechtsnormen.

Die Risiken von Non-Compliance

Hinzu kommt, dass im Strafrecht keine Haftungsbeschränkung existiert, was bedeutet, dass Gründer:innen bei Verstößen persönlich haften können. Die Nichtbeachtung von Compliance-Vorschriften kann schwerwiegende Folgen haben, von Bußgeldern und strafrechtlichen Konsequenzen bis hin zum Imageverlust und Vertrauensschwund bei Kunden und Investoren.

Darüber hinaus können bestimmte Handlungen, wie die frühzeitige Veröffentlichung einer Geschäftsidee, die späteren immaterialgüterrechtlichen Schutz erfordert, irreparabel sein, wenn sie nicht von Anfang an unter Beachtung der Compliance-Anforderungen erfolgen. Insbesondere für Startups, die noch am Anfang stehen und begrenzte Ressourcen haben, kann dies existenzbedrohend sein. Ein “Compliance by Design”-Ansatz, bei dem rechtliche Rahmenbedingungen von der Gründung an berücksichtigt werden, ist daher für Startups von entscheidender Bedeutung.

Im Bereich der Cybersicherheit ist die Einhaltung von Compliance noch dringlicher. Startups, die Softwarelösungen entwickeln, müssen Datenschutzprinzipien wie “Datenschutz durch Technikgestaltung” und “datenschutzfreundliche Voreinstellungen” von Beginn an integrieren. Dies bedeutet, dass technisch-organisatorische Maßnahmen zur Einhaltung der Datenschutzprinzipien bereits in der Konzeptionsphase der Softwareentwicklung berücksichtigt werden müssen. Solche Maßnahmen stellen sicher, dass nur die für den Verarbeitungszweck erforderlichen personenbezogenen Daten verarbeitet werden und dass die Datenverarbeitung transparent und sicher erfolgt.

Zusätzlich müssen Unternehmen, die personenbezogene Daten in Drittstaaten verarbeiten, sicherstellen, dass diese Daten einem vergleichbaren Schutzniveau wie innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums unterliegen. Dies erfordert zusätzliche Garantien gemäß den Art. 44 ff. DSGVO. Darüber hinaus ist die umfangreiche Dokumentation der Umsetzung des Datenschutzrechts und die Bestellung eines Datenschutzbeauftragten in bestimmten Fällen erforderlich.

Druck auf die Tech-Branche
Ein weiterer, wichtiger Faktor bei der Beachtung und Umsetzung von Compliance Anforderungen ist der Einsatz von Compliance Technologien. Die Tech-Branche in Europa sieht sich zunehmend mit Herausforderungen konfrontiert, die durch ein schwieriges wirtschaftliches Umfeld und veraltete Compliance-Praktiken verschärft werden. Eine Studie von Stripe, einer Finanzinfrastruktur-Plattform für Unternehmen, beleuchtet diese Herausforderungen und bietet Einblicke in mögliche Unterstützungsmaßnahmen für Startups, um ihr Wachstum unter diesen Bedingungen zu erleichtern.

 

Den vollständigen Artikel finden Sie in der neusten Ausgabe des Compliance-Manager Magazins.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Zukunft – Ein Balanceakt. Das Heft können Sie hier bestellen.

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