Die Regeln werden weiter gebrochen

Compliance-Studie

Korruption ist vor allem im Südosten Europas verbreitet. Das legt zumindest der „ EMEIA Fraud Survey 2015“ von EY nahe. So sind Kroatien, Slowenien und Serbien mit 92, 87 beziehungsweise  84 Prozent die Spitzenreiter im Korruptionsranking. Deutschland steht mit Platz 23 im Ranking vergleichsweise gut da. 26 Prozent der hiesigen Manager halten Korruption für weit verbreitet. Besser sind im europäischen Vergleich nur die skandinavischen Länder, Estland, die Schweiz und die Niederlande.

Hinzu kommt, dass in den vergangenen Jahren die Korruptionswahrnehmung sogar abgenommen hat. 2011 lag der Vergleichswert noch bei 46 Prozent. 2013 waren nur noch 30 Prozent der Manager der Meinung, Bestechung und dergleichen wären in Deutschland weit verbreitet.

Dennoch monieren die Studienverfasser, dass bei der Einhaltung der Compliance-Richtlinien noch immer Anspruch und Wirklichkeit weit auseinanderklaffen. Zwar sei die Zahl der Unternehmen, die über Antikorruptionsrichtlinien verfügen, seit 2011 um 16 Prozentpunkte auf nun 66 Prozent gestiegen, und bei 37 Prozent der Unternehmen wurde auch gegen Mitarbeiter vorgegangen, die die Richtlinien verletzt haben. Aber angekommen ist das bei den Beschäftigten offenbar nicht.

So glaubt jeder dritte deutsche Manager (36 Prozent), das beispielsweise die Schönung von Finanzergebnissen weit verbreitet ist. Zwei Prozent mehr als noch 2013. Eine Tendenz, die sich mit einer Steigerung von 31 auf 33 Prozent auch in Westeuropa zeigt .

Doch auch um das Vertrauen in das eigene Unternehmen ist es eher schlecht bestellt. So hält nur jeder Vierte (23 Prozent) die ethischen Standards im eigenen Unternehmen für gut. In ganz Westeuropa sind es 26 Prozent. Acht Prozent der deutschen Manager berichten sogar von Kostenunterfassungen und fünf Prozent von vorgezogenen Verbuchungen von Umsätzen.

In eine ähnliche Richtung weist auch die Einschätzung der Manger zu Eingriffen von Gesetzgeber und Aufsichtsbehörden. Diese werden, so die Studienautoren, eher als Belastung denn als Chance wahrgenommen. So glauben 59 Prozent der deutschen Manager, dass eine verstärkte Regulierung den Geschäftserfolg des eigenen Unternehmens erschwere. In Westeuropa glauben das 40 Prozent. Nur ganze sieben Prozent der deutschen Manager sind der Meinung, dass Regulierungen eine positive Auswirkung auf die Unternehmensergebnisse hätten.

Im Notfall würde sogar der eine oder andere mal „fünfe gerade sein lassen“, heißt es weiter. Beispielsweise würden 12 Prozent (2013: 15 Prozent) der Manager unter Umständen Unterhaltungsdienstleistungen zu Hilfe nehmen, um Aufträge zu akquirieren. Barzahlungen würden elf Prozent der deutschen Manager im Notfall leisten. 2013 waren es nur sieben Prozent.

Für die Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) wurden rund 3.800 Finanzvorstände, Leiter der Revision, der Rechtsabteilung und des Compliance-Managements aus 38 Ländern befragt, davon 100 aus Deutschland.

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