Digitale Revolution im Rechtswesen

Legal Tech

Legal Tech bezeichnet den Einsatz moderner Technologien zur Vereinfachung und Verbesserung von Rechtsdienstleistungen. Der Begriff umfasst eine breite Palette von Anwendungen – von Online-Plattformen zur Rechtsberatung bis hin zu KI-gestützten Tools für Vertragsprüfung und Dokumentenerstellung. Doch Legal Tech muss nicht hochkomplex sein. Schon einfache digitale Lösungen, etwa ein Kontaktformular auf einer Kanzleiwebsite, können dazu gehören. 

Im Kern verändert Legal Tech die Rechtsberatung: von einer individuellen Dienstleistung hin zu einem skalierbaren, produktorientierten Modell. Die Entwicklung dieser Technologien wird in vier Generationen unterteilt: 

Legal Tech 1.0 unterstützt herkömmliche juristische Tätigkeiten digital. Dazu gehören Kanzleimanagementsoftware, Terminverwaltungssysteme und Recherchetools wie Juris oder Beck-Online. Auch das besondere elektronische Anwaltspostfach (beA) fällt in diese Kategorie. 

Legal Tech 2.0 automatisiert standardisierte und repetitive Prozesse. Plattformen wie Flightright.de und Conny (ehemals Wenigermiete.de) ersetzen in bestimmten Fällen traditionelle Rechtsberatung durch automatisierte Lösungen. Vertragsgeneratoren wie Smartlaw und Due-Diligence-Tools wie Kira Systems gehören ebenfalls dazu. 

Legal Tech 3.0 geht einen Schritt weiter. Mithilfe selbstlernender Algorithmen können rechtliche Prozesse ohne menschliche Einwirkung ablaufen. Beispiele sind Smart Contracts, Upload-Filter oder automatisierte Rechtsdurchsetzungssysteme. 

Legal Tech 4.0 ist eine visionäre Stufe. Ziel ist es, Maschinen nicht nur unterstützende Aufgaben zu übertragen, sondern ihnen komplexe juristische Entscheidungsprozesse zu ermöglichen. Hier steht die Entwicklung von KI-Systemen im Fokus, die eigenständig Rechtsprechung und Rechtsberatung auf höchstem Niveau leisten könnten. 

Diese technologischen Entwicklungen eröffnen neue Möglichkeiten, stellen aber auch eine Herausforderung für die klassische Rechtsberatung dar. Sie könnten die juristische Arbeit grundlegend verändern. 

Im Mittelpunkt: Legal Tech 2.0

Ein wichtiger Bereich von Legal Tech ist die Vermittlung von Rechtsdienstleistungen. Viele Unternehmen setzen auf Plattformen, die Mandanten mit Anwälten zusammenbringen – selbst für weniger komplexe Fälle. Nutzer können ihre rechtliche Situation beschreiben und erhalten daraufhin passende Empfehlungen für Anwälte oder Kanzleien. Auch für Großkunden gibt es spezialisierte Lösungen, die sie effizient mit geeigneten Kanzleien vernetzen. 

Neben der Vermittlung unterstützt Legal Tech auch Anwälte direkt. Digitale Tools erleichtern die Kommunikation mit Mandanten und ergänzen klassische Anwaltsarbeit. Dazu gehören Plattformen, die den Dokumententransfer oder Zahlungsprozesse vereinfachen. Sie steigern die Effizienz und verbessern die Zugänglichkeit rechtlicher Dienstleistungen. 

Ein weiterer zentraler Bereich ist die Automatisierung juristischer Prozesse. Spezialisierte Software übernimmt etwa Vertragsprüfungen oder erstellt automatisiert individuelle Vertragsentwürfe. Besonders Kanzleien profitieren davon, weil sie so Personalkosten senken und Abläufe beschleunigen können. 

Innovativ zeigen sich vor allem Legal-Tech-Start-ups in der Online-Rechtsberatung. Sie konzentrieren sich auf standardisierte Rechtsfragen wie Flugentschädigungen, Inkasso-Fälle oder Bildrechte. Ihre digitalen Lösungen sind schnell, effizient und stellen traditionelle Rechtsberatungsmodelle infrage. 

Die Digitalisierung hat die Rechtsbranche tiefgreifend verändert. Das Angebot reicht von einfachen Datenbanken bis hin zu komplexen Kanzleimanagement-Systemen. 

Bekannte Legal-Tech-Unternehmen in Deutschland

In Deutschland gibt es eine Vielzahl von Legal-Tech-Unternehmen – von kleinen, spezialisierten Firmen bis hin zu Anbietern breit gefächerter Lösungen. Bekannte Beispiele sind: 

  • Flightright: hilft Fluggästen, Entschädigungen bei Verspätungen oder Ausfällen durchzusetzen. Kunden zahlen nur im Erfolgsfall eine Provision. 
  • Smartlaw: ermöglicht Unternehmen und Privatpersonen, Verträge oder Kündigungen selbst zu erstellen. 
  • Advocado: vermittelt Privatpersonen an Anwälte. Eine erste Einschätzung ist kostenlos, für weiterführende Beratung oder Vertretung gibt es Festpreisangebote. 
  • Conny (ehemals Wenigermiete.de): setzt Mietminderungen für Verbraucher durch und arbeitet auf Provisionsbasis. 
  • Geblitzt.de: prüft Bußgeldbescheide sowie Fahrverbote und Punkte – ebenfalls auf Provisionsbasis. 

Legal Tech verändert das Rechtswesen grundlegend. Es macht juristische Prozesse effizienter und erleichtert den Zugang zum Recht. Gleichzeitig wirft diese Entwicklung ethische und regulatorische Fragen auf. Die Herausforderung für Juristen liegt darin, diese Technologien verantwortungsvoll zu nutzen und weiterzuentwickeln. Die Zukunft wird zeigen, wie Legal Tech die juristische Arbeit dauerhaft prägen wird – eine Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen ist dabei unerlässlich. 

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Künstliche Intelligenz & Legal Tech. Das Heft können Sie hier bestellen.

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